Wie ich mich als Tennisspieler beliebt machen kann

Tennis ist ein schönes Spiel. Erfolgreich sein ist toll, aber auch eine Niederlage nach gutem Spiel kann glücklich machen. Wonach wir Tennisspieler aber wirklich Tag und Nacht lechzen: Respekt, Anerkennung und Beliebtheit.

Halten Sie sich nur an meine Ratschläge –  Sie werden unter Garantie einer der Beliebtesten weit und breit.

Seien Sie in der Umkleide nicht schüchtern. Erzählen Sie jedem lautstark, dass Sie wegen Ihrer Verletzung gar nicht spielen wollten und nur der Mannschaft zuliebe antreten, weil Sie ein sehr guter Teamplayer sind. Unterstreichen Sie Ihre Verletzung durch ein oder zwei dezente, aber gut sichtbare Tapes oder Bandagen. Lassen Sie ruhig Ihren Gegner zum Platz vorgehen. Das ist höflich. Er hat Zeit, sich mental vorzubereiten, während Sie auf der Toilette noch ein Sudoku lösen, eine Schachpartie am Computer nachspielen oder Tolstois Krieg und Frieden lesen. Einmal auf dem Platz, schreiten Sie diesen in Ruhe ab und bemängeln deutlich hörbar dessen Zustand. Nach erfolgter Seitenwahl wässern Sie – sichtlich genervt – Ihre Hälfte des Platzes, fegen noch einmal kurz die Linien und messen die Netzhöhe. Jetzt sind Sie bereit zum Einschlagen.
Sie sind nicht der Trainer Ihres Gegenübers und damit nicht verpflichtet, ihm die Bälle zuzuspielen. Kommentieren Sie lautstark und ausführlich jeden Ihrer Schläge. Damit geben Sie Ihrem Gegner Gelegenheit, von Ihrem reichen Erfahrungsschatz zu profitieren. Teilen Sie ihm auch ruhig mit, was er von Ihnen noch lernen kann.
Nach dem Einschlagen suchen Sie noch einmal die Bank auf, sortieren die Getränke, packen den Inhalt Ihrer Tasche noch kurz um und verteilen mehrere Handtücher an strategisch wichtigen Stellen. Damit markieren Sie Ihr Revier und können den Gegner schon mal aufmerksam machen, dass die Pausen zwischen den Ballwechseln für ihn zeitlich begrenzt sind.
Kommentieren Sie im Spiel Ihre guten Bälle ausführlich. Vielleicht können Sie auch Ihre Lieben neben dem Platz wissen lassen, welche Bälle Sie besonders gerne spielen und wie gut Sie im Augenblick drauf sind. Gute Bälle des Gegners kommentieren Sie leise, aber doch deutlich hörbar mit Worten wie „Glück“, „Zufall“ oder „den kann er sowieso nur einmal im Spiel“.
Bei knappen Bällen – und alles auf des Gegners Seite bis zu einem Meter hinter oder neben der Linie gilt als knapp – fragen Sie Ihren Gegner, ob er den Ball wirklich „Aus“ geben will. Bieten Sie ihm großzügig „Zwei Neue“ an, damit er seinen offensichtlichen Fehler korrigieren kann. Seien Sie auf Ihrer Seite höflich, aber unnachgiebig: Jeder weiß, Sie machen keine Fehler.
Beim Seitenwechsel lassen Sie sich nicht unter Druck setzen. Wechseln Sie Pullunder und Hemd, trocknen Sie sich von Kopf bis Fuß, ziehen dann Schuhe und Socken wieder an, scherzen ein wenig mit Ihrer Familie und entfernen auf Ihrem Weg zur Grundlinie noch einige störende Blätter oder Steinchen vom Platz.  Nach Erreichen der Grundlinie geben Sie vor jedem Ballwechsel den Nadal: zupfen hinten an der Hose, vorne an der Hose, Nase, Stirnband, linkes Ohr und rechtes Ohr und noch einmal anders herum. Ihr Gegner wird sich mehr auf Sie als auf seinen Aufschlag oder Return konzentrieren.

Wenn alles nichts hilft und Sie keine Chance haben: geben Sie auf. Was sollen Sie sich von dem Unmenschen auf der anderen Seite zu Tode hetzen lassen.

Nach gewonnenem Spiel trösten Sie den Gegner mit „Kopf hoch“, „gutes Spiel“ oder auch „das wird schon noch, nur nicht aufgeben“.

Den Zuschauern sollten Sie aber klar machen, dass Sie trotz Verletzung und gewisser unfairer Praktiken Ihres Gegners der deutlich bessere Spieler waren und verdient gewonnen haben.

Dann gehen Sie ins Clubheim und feiern den Sieg – Sie können absolut sicher sein, dass sich alle – auch Ihr Gegner – um Ihre Gesellschaft reißen werden.

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