Weiterbildung im Club

Neulich saß ich in meinem Clubheim und lauschte der Unterhaltung zweier älterer Herren, Rudi, dem Ruderer und Dennis, dem Tennisspieler.

Dennis: „ Ich alter Greis habe schlussendlich neulich mein Spiel noch gewonnen. Da hat meine Frau vor Freude die La-Ola-Welle gemacht.
Rudi: „Hat es dein Gegner stillschweigend zur Kenntnis genommen?“
Wirt: „Ihr Sportler benutzt wohl gerne Pleonasmen, oder?“

Was benutzen wir Sportler? Pleonasmen? Was zum Teufel ist das? Gott sei Dank hatte ich meinen Laptop dabei. Erst mal schnell gegoogelt: Ein Pleonasmus ist eine sprachliche Erscheinung, bei der innerhalb einer Wortgruppe eine bestimmte Bedeutung mehrfach auf unterschiedliche Weise zum Ausdruck gebracht wird. Aha! Alter Greis, schlussendlich , La-Ola-Welle (la ola [span.] „die Welle“), stillschweigend. Das also sind Pleonasmen. Mein Respekt vor den Mitgliedern meines Clubs und dem Clubwirt stieg um einige Grade. Und ich hörte weiter zu.

Rudi: „Tennis ist Tennis und Rudern ist Rudern.“
Dennis: „Und wenn es regnet, dann regnet es.
Wirt:Und Tautologien könnt ihr auch.“

Bitte? Wovon reden die jetzt schon wieder. Was ist eine Tautologie? Google muss wieder her: Eine Tautologie ist eine Aussage, die aus logischen Gründen immer wahr ist. Woher wissen die das? Und reden die immer so? Ich hätte beinahe im Sitzen eine Verbeugung gemacht. Aber es ging schon weiter.

Dennis:Was haben Rentner und Reittier gemeinsam? Und Reliefpfeiler.“
Rudi :“ Die Liebe ist Sieger; stets rege ist sie bei Leid.“
Wirt:Palindrome und sogar ganze Palindrom-Sätze.“

Palindrome? Ein thailändischer Vorname? Oder ein chinesisches Gericht? Und wieder habe ich keinen blassen Schimmer, wovon die drei reden. Ich schwöre mir, ein letztes Mal noch googeln, dann ist aber Schluss. Palindrome ergeben vorwärts wie rückwärts gelesen den gleichen Sinn. Ich weiß nicht, soll ich die drei verhauen oder ihnen die Füße küssen?

Wirt: „ Könnt ihr Hendiadyoine?
Rudi:“ Ich rudere bei Wind und Wetter, Tennis spiele ich nur nach Lust und Laune. “
Dennis: „ Der da hinten hört uns zu: heimlich, still und leise

Und jetzt schauen sie wirklich zu mir. Alle drei. Herausfordernd. Ich sehe es genau. Völlig ahnungslos, was wohl ein Hendiadyoin sein könnte, antwortete ich mit dem einzigen Spruch, der mir gerade einfällt: „Unwissenheit ist Stärke“.
Die Drei lächelten erst sich, dann mich an und einer sagte mitleidvoll: Das war kein Pleonasmus und keine Tautologie. Auch kein Palindrom und schon gar kein Hendiadyoin. Das war ein Oxymoron.“

Aha! Ich hatte ein Oxymoron verwandt. Schade nur, dass ich nicht die leiseste Ahnung hatte, was das sein könnte. Aber ich war geschafft. Ich fragte nicht, ich googelte nicht. Ich wankte aus dem Clubheim, schleppte mich mit letzter Kraft zum Auto, weinte auf der Fahrt nach Hause ein wenig vor mich hin und erzählte alles brühwarm meiner Frau.

Seitdem schickt sie mich jeden Mittwochnachmittag in meinen Club. Nicht zum Tennisspielen und nicht zum Rudern. Zur Weiterbildung. Ins Clubheim. Und dort darf ich dann diesen weisen Männern zuhören.

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