
Die Setzungen bei DTB-Turnieren ist in der DTB-Turnierordnung geregelt.
Turnierordnung
§ 26 Feststellung der Spielstärke
1. Maßgeblich für die Feststellung der Spielstärke ist die jeweils gültige Deutsche
Rangliste:
a)…
b)…
c) im Seniorenbereich die Rangliste der jeweiligen Altersklasse
Nachfolgend gilt das LK-System. Bei gleicher LK mehrerer Spieler wird die Reihenfolge gelost.
4. Der Oberschiedsrichter kann für Turniere ab Damen 30 und Herren 30 in Ergänzung
zu Ziffer 1 die individuelle Spielstärke berücksichtigen. Die Feststellung der individuellen Spielstärke erfolgt unter Berücksichtigung sportlicher Aspekte (u. a. von in der
Vergangenheit erzielten Ergebnissen).
§ 30 Setzung
2. Die Ermittlung der zu setzenden Teilnehmer und ihrer Reihenfolge erfolgt nach § 26.
In den Altersklassen ab Damen 30 und Herren 30 kann der Oberschiedsrichter maximal die Hälfte der für die Setzung vorgesehenen Plätze für Spieler nach § 26 Ziffer 4 verwenden
Prinzipiell haben sich diese Regelungen bewährt. In aller Regel wird bei Turnieren nach der Deutschen Rangliste gesetzt und nur in Ausnahmefällen an der Rangliste vorbei oder entgegen der Rangliste. Das geschieht immer dann, wenn das für eine Setzung verantwortliche Gremium zur Entscheidung gelangt, dass ein Spieler eine höhere Spielstärke besitzt als es die Rangliste darstellt. Bei Deutschen Meisterschaften wird diese Entscheidung niemals von einem Einzelnen gefällt, sondern ist immer eine Gruppenentscheidung mehrerer Verantwortlicher.
Meiner Ansicht nach sollten Setzungen entgegen der Rangliste Ausnahmefälle sein und auch bleiben. Insofern halte ich die Reglung in der Turnierordnung für problematisch, dass in den Altersklassen ab Damen 30 und Herren 30 der Oberschiedsrichter die Hälfte der für die Setzung vorgesehenen Plätze für Spieler unter Berücksichtigung der individuellen Spielstärke verwenden kann.
Bei einem 32er-Feld können von acht Gesetzten vier an der Rangliste vorbei und bei einem 48er-Feld von 16 Gesetzten acht an der Rangliste vorbei gesetzt werden. Das mindert nicht nur den sportlichen Wert der Deutschen Rangliste, sondern kommt fast einer Abwertung gleich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das in dieser Form so gewollt sein kann.
Ohne die Qualität von Oberschiedsrichtern in Frage stellen zu wollen: Nicht jeder ist in der Lage, in den verschiedenen Altersklassen die Spielstärke der gemeldeten Spieler immer angemessen einschätzen zu können.
In der Turnierpraxis geschieht es recht häufig, dass Altersklassen bei Turnieren zusammengelegt werden oder Teilnehmer in jüngeren Altersklassen starten, weil ihre Altersklasse nicht angeboten wurde oder nicht zustande gekommen ist. Die Zusammenlegung von Altersklassen oder die Teilnahme in einer jüngeren Altersklasse wird bei fast jedem Turnier in verschiedenen Altersklassen praktiziert und geht völlig reibungslos vonstatten.
Leider ist in der Turnierordnung für den Fall, dass in einer Konkurrenz Spieler aus verschiedenen Altersklassen starten, nichts geregelt. Folglich sind Komplikationen und Unstimmigkeiten in einer derartigen Situation geradezu programmiert. Ein Kästchen-Spiel mit nur einer Gruppe ist unproblematisch, da ohnehin jeder gegen jeder spielt. Aber eine Konkurrenz mit Spielern verschiedener Altersklassen im KO-System oder in einem Kästchen-Spiel mit mehreren Gruppen kann zu Problemen führen, weil Setzungen nach der derzeit gültigen Regelung kaum möglich sind. Zwei oder gar mehr Ranglistenplätze verschiedener Altersklassen miteinander zu vergleichen und entsprechend zu setzen, ist ohne eine eindeutige Regelung kaum möglich.
Wenn dann, wie so oder so ähnlich geschehen, eine Spielerin (Dt.RL AK35 Platz 36) in einem Turnier vor einer Spielerin (Dt.RL AK30 Platz 40) gesetzt wird und in einem anderen Turnier zwei Wochen später hinter genau derselben Spielerin in der Setzliste auftaucht, dann sind Unruhe, Unmut, Unverständnis und Unzufriedenheit in der Regel die Folge.
Ich fürchte, dass mit diesen recht schwammigen und unkonkreten Vorgaben in der Turnierordnung Verantwortliche auch überfordert sein können, denn selbstverständlich haben Turnierteilnehmer durchaus andere Vorstellungen über Spielstärke und entsprechende Setzungen.
Der DTB muss in seiner Turnierordnung baldmöglichst Abhilfe schaffen und eine klare, transparente und für alle nachvollziehbare Regelung schaffen. Schließlich handelt es sich nicht um ein neues Problem. Diese Problematik zieht sich schon seit längeren Zeit durch die Turnierlandschaft und verunsichert nicht nur Spielerinnen und Spieler, sondern auch Oberschiedsrichter, Turnierleiter und andere Verantwortliche – und dieses Setzungsproblem gibt es in allen Altersklassen.
Die ITF, mag man sie auch wegen dieser oder jenen Regelung manchmal schmähen, hat meines Erachtens nach eine gute Lösung gefunden.
Regelungen der ITF für ITF-Turniere
Spieler, die in einer jüngeren AK spielen, erhalten für die Setzungen Punktabzüge von ihren erspielten Ranglistenpunkten
– eine AK jünger Abzug von 30%
– zwei AK jünger Abzug von 60%
– drei AK jünger Abzug von 90%
Beispiele für mögliche Berechnungen bei DTB-Turnieren
zugrunde liegen die Punkte der Ranglisten Stand 30.06.2022
Seniorin AK 45 spielt bei einem Turnier in der AK 40
RL-Platz 1 in AK45 mit 8250 Punkten nach Abzug von 20% = 6600 Punkte
= RL-Platz 3 für die Setzung in der AK 40
RL-Platz 5 in AK45 mit 5973 Punkten nach Abzug von 20% = 4746 Punkte
= RL-Platz 7 für die Setzung in der AK 40
RL-Platz 10 in AK45 mit 4882 Punkten nach Abzug von 20% = 3906 Punkte
= RL-Platz 12 für die Setzung in der AK 40
RL-Platz 20 in AK45 mit 3356 Punkten nach Abzug von 20% = 2685 Punkte
= RL-Platz 26 für die Setzung in der AK 40
Seniorin AK 45 spielt bei einem Turnier in der AK 40
RL-Platz 1 in AK45 mit 8250 Punkten nach Abzug von 30% = 5775 Punkte
= RL-Platz 4 für die Setzung in der AK 40
RL-Platz 5 in AK45 mit 5973 Punkten nach Abzug von 30% = 4153 Punkte
= RL-Platz 10 für die Setzung in der AK 40
RL-Platz 10 in AK45 mit 4882 Punkten nach Abzug von 30% = 3417 Punkte
= RL-Platz 17 für die Setzung in der AK 40
RL-Platz 20 in AK45 mit 3356 Punkten nach Abzug von 30% = 2349 Punkte
= RL-Platz 31 für die Setzung in der AK 40
Senior AK 85 spielt bei einem Turnier in der AK 80
RL-Platz 1 in AK85 mit 9250 Punkten nach Abzug von 20% = 7400 Punkte
= RL-Platz 3 für die Setzung in der AK 80
RL-Platz 5 in AK85 mit 3249 Punkten nach Abzug von 20% = 2599 Punkte
= RL-Platz 37 für die Setzung in der AK 80
RL-Platz 10 in AK85 mit 2436 Punkten nach Abzug von 20% = 1949 Punkte
= RL-Platz 43 für die Setzung in der AK 80
RL-Platz 20 in AK85 mit 1081 Punkten nach Abzug von 20% = 865 Punkte
= RL-Platz 113 für die Setzung in der AK 80
Senior AK 85 spielt bei einem Turnier in der AK 80
RL-Platz 1 in AK85 mit 9250 Punkten nach Abzug von 30% = 6475 Punkte
= RL-Platz 4 für die Setzung in der AK 80
RL-Platz 5 in AK85 mit 3249 Punkten nach Abzug von 30% = 2274 Punkte
= RL-Platz 41 für die Setzung in der AK 80
RL-Platz 10 in AK85 mit 2436 Punkten nach Abzug von 30% = 1705 Punkte
= RL-Platz 56 für die Setzung in der AK 80
RL-Platz 20 in AK85 mit 1081 Punkten nach Abzug von 30% = 757 Punkte
= RL-Platz 126 für die Setzung in der AK 80
Anmerkung
bei den Senioren AK85/80 haben wir den Cut nicht berücksichtigt, sondern zur Verdeutlichung über den Cut hinausgerechnet
Zusammenfassung
So wie die ITF-Regelung oder so ähnlich könnte auch eine Regelung für DTB-Turniere aussehen. Unsere Beispiele zeigen die Auswirkungen auf mögliche Setzungen in zwei verschiedenen Altersklassen. In den anderen Altersklassen wird es ähnlich aussehen.
Über die Höhe des Abzuges mag man streiten. Und letztendlich ist es auch nicht von entscheidender Bedeutung, ob der Abzug von den Ranglistenpunkten beim Spielen in einer jüngeren Altersklasse 20%, 25% oder 30% beträgt.
Wichtig ist eine konkrete einheitliche Regelung für alle DTB-Turniere, damit endlich diese Unstimmigkeiten ein Ende haben.