Tennissenioren starten bei den Turnieren, wo sie die meisten Punkte für Rangliste und LK bekommen. Logisch. Ich persönlich fliege bei fast jedem Turnier in der ersten Runde raus.
Seit ich das festgestellt habe – und das hat lange gedauert, weil Wirklichkeit und persönliche Wahrnehmung weit auseinander lagen – habe ich für meine Turnierauswahl ganz andere Kriterien.
Ich melde nicht nach Turnierkategorie, sondern nach regionalen Spezialitäten. Hamburg werde ich demnächst melden. Weil ich noch nie Labskaus gegessen habe. Allein die Zusammenstellung von Kartoffeln, Roten Beeten, Spiegelei und Rollmops macht mich schon ganz wuschig. Und dann einen Abstecher nach Bremen: Grünkohl mit Pinkel. Ganz merkwürdiger Name für ein phantastisches Gericht.
Im Saarland will ich unbedingt spielen. Wegen Dibbelabbes. Keinen blassen Schimmer, was das sein könnte. Dazu trinke ich einen Darmreißer. Turnier werde ich danach wohl keines mehr spielen können.
Kartoffelsalat esse ich gerne, egal ob als Erpelschlot im Ruhrgebiet, Grombierasalad in Schwaben, Ädäpelschlot im Rheinland, Arbernsalad in der Oberlausitz oder als Tüftensalat in Thüringen.
In Köln werde ich keine Turniere spielen. Halve Hahn (Roggenbrötchen mit mittelaltem Gouda) und Kölsche Kaviar (Blutwurst mit Zwiebeln) mag ich nicht. Saure Zipfel mag ich als Mann schon vom Namen her nicht.
Panhas, Pickert und Töttchen sagen einem Nicht-Westfalen gar nichts, sind aber lecker. Sagt der Westfale (und auch nur der Westfale). Für einen Mutzbraten fahre ich gerne nach Thüringen und für eine Lignitzer Bombe lasse ich jeden anderen Nachtisch stehen. Kalte Schnauze aus dem Ruhrgebiet ist lecker, macht aber dick.
Tote Oma und Versoffene Jungfrauen habe ich noch nicht probiert und zu Nonnenfürzchen oder Rinderpümmel trinkt man am besten eine Schlammbowle.
Am liebsten aber würde ich in Sachsen-Anhalt Turnier spielen. Wegen des berühmten Milbenkäses. Der bewegt sich tatsächlich von alleine. Von der Küche bis auf den Teller. Man muss ihm nur Zeit geben. Ob ich ihn essen würde? Wahrscheinlich nicht. Allein schon wegen des Ortsnamens. Würchwitz.
Ich gebe zu: nach so einem Turnierjahr werde ich weniger Ranglistenpunkte und wesentlich mehr Pfunde haben als vorher. Aber das ist mir egal. Ich habe eine tolle Turnierserie gegessen. Nächstes Jahr werde ich die Turnierspezialitäten in Österreich probieren.
Gott sei meiner Waage gnädig.
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