Mixed

Beim Tennis geht es nicht um Leben und Tod. Beim Tennis geht es um mehr.

Alte Tennisweisheit. Dass Tennis aber auch ein echter Prüfstein für das Leben sein kann, haben Paartherapeuten neuerdings herausgefunden.  Wir Tennisspieler wissen das schon lange. Seit es gemischtes Doppel gibt.  Man sollte jedem Paar, das sich zusammentun will, eine Stunde gemeinsames Mixed verordnen. Vor allem für den weiblichen Teil gibt es keinen besseren Test, um zu prüfen, ob es für ein gemeinsames Leben langt.

Ein Mixed, das zum ersten Mal zusammen spielt,  beginnt  mit der klassischen männlichen Eröffnung: “Wo möchtest du spielen?” Damit liegt die Verantwortung für eine Entscheidung schon mal bei der Dame  und der Mann hat nach dem Spiel zwei Möglichkeiten: “ das haben wir gewonnen, obwohl ich auf der falschen Seite spielen musste” oder “ das haben wir verloren, weil ich auf der falschen Seite spielen musste”.

So wird er es mit aller gebotenen Vorsicht durchblicken lassen und damit ist die Schuldfrage geklärt, für diesen und fast alle zukünftigen Fälle.  

Was glauben Sie, meine Damen, wie das erst später wird?  Wollen Frauen wirklich einen Mann, der bei jedem Fehler, den er selbst produziert, einen vorwurfsvollen Blick zur Partnerin wirft? Und dann noch so dezent den Kopf  schüttelt, dass  auch der letzte Zuschauer weiß, was und wer  gemeint ist.

Und der Standardsatz eines Mannes darf nicht fehlen: “Nach deinem schlechten Ball musste ich ja  den Fehler machen.” Vorsicht, meine Damen. Das ist bestimmt keiner, der einen Staubsauger in die Hand nimmt oder den  Müll raus bringt.  

Besondere Vorsicht sollte jenen gelten, die ihre Kritik hinter liebevoller Freundlichkeit verbergen: “ Hättest du vielleicht die Güte, endlich einen Ball übers Netz zu spielen.”

Noch schlimmer sind nur noch diejenigen, die nach einem Fehler ihrer Partnerin beim Seitenwechsel das vertrauliche  Gespräch mit den Zuschauern suchen: “ Dass sie diesen Ball nicht spielen soll, habe ich ihr schon hundert Mal gesagt!”

Ich bewundere auch solche, die ihrer Partnerin den Korridor zwischen Einzel und Doppel zuweisen und sich um den Rest des Platzes selber kümmern wollen (“das mache ich schon”), aber spätestens nach drei Ballwechseln ihre konditionelle Schwäche  zu entschuldigen versuchen    (”alles kann ich auch nicht alleine machen”). Und das so laut, dass es auch wirklich jeder hört.

Und ganz besondere Vorsicht, meine Damen, vor den Gocklern. Das sind solche, die nach einem guten Ball eine Ehrenrunde um den halben Platz drehen, mit raus gedrückter Brust, eingezogenem Bauch, ganz steifen Hüften und den Hahnenkamm hochgestellt. Wenn sie dürften, würden sie auf dem Platz scharren und wenn sie könnten, dazu noch krähen.  Das sind dieselben, die in der Ehe nach dem Ausräumen der Spülmaschine jedes Mal eine Dankesurkunde erwarten.

Aber im Grunde brauche ich für die Leserinnen dieser Zeilen derartige Folgerungen nicht zu ziehen. Ein Mann kann stundenlang Mixed spielen und er wird nicht die leiseste Ahnung von seiner Partnerin haben. Frauen benötigen Sekunden, um alles, aber wirklich alles über einen Mann zu wissen. Sogar Dinge, von denen er selbst keine Ahnung hat.

Woher ich das alles weiß? Ich spiele selbst gerne Mixed. Mit meiner Frau.

Also alles selbst erlebt. Genau genommen nicht selbst erlebt. Erzählt bekommen. Von eben dieser meiner Frau. Und spätestens jetzt ahnen Sie es: das hier kann gar kein Mann geschrieben haben. Ich gestehe:  Diesen Artikel hat mir meine Frau diktiert! Nach einem Mixed-Turnier.

Aber machen Sie sich doch selbst ein Bild.    

Schauen Sie sich die Vereinsmeisterschaften ihres Clubs im Mixed an. Und Sie werden sehen: es ist genau so, wie es hier geschrieben steht, und nicht ein Wort übertrieben. Aber in ihrem Club natürlich auf allerhöchstem Niveau, gockeln inclusive.

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