Ich finde Tennis ungerecht.
Da spielt ein Dicker gegen einen Dünnen. Völlig unterschiedliche Gewichtsklassen. Ein Langer gegen einen Kurzen. Völlig verschiedene Hebel. Ein Junger (18) gegen einen Alten (29). Völlig andere Alterungsprozesse. Ein Kurzsichtiger (Adlerblick im Umkreis von 1m) gegen einen Weitsichtigen ( Adlerblick ab 25m). Völlig gegensätzliche Wahrnehmungen.
Aber die Krone der Tennis-Ungerechtigkeit hat mir ein Physiker erklärt.
Licht hat eine Geschwindigkeit von 300.000 km pro Sekunde. Der Spieler auf der Seite des aufspringenden Balles, einen Meter vom Ball entfernt, sieht den Aufsprung nach 1/300millionstel Sekunde. Der auf der anderen Seite des Platzes ist 30 m entfernt, sieht den Aufsprung 30mal später, nämlich genau nach 1/10millionstel Sekunde. Physikalische Ewigkeiten.
Nur so ist übrigens zu erklären, dass manch besonders schneller Senior schon „Aus“ ruft, obwohl für den Spieler auf der Gegenseite der Ball noch gar nicht aufgesprungen ist.
Doch damit nicht genug.
Wie man weiß, dreht sich die Erde zu allem Überfluss auch noch um die Sonne, mit 30 km/sec. In dem Zeitraum, in dem der Spieler auf der Aufsprungseite den Aufsprung erkennt (wir erinnern uns: nach 1/300millionstel Sekunde) hat die Erde sich um 0,5 mm um die Sonne bewegt. Bis der Spieler auf der anderen Seite den Aufsprung registriert (nach 1/10millionstel Sekunde) hat die Erde sich um glatte 3 mm um die Sonne gedreht. Diese 2,5 mm Unterschied ergeben für die beiden Spieler völlig verschiedene Blickwinkel auf den aufspringenden Ball.
Für Senioren, die mit Lupe und Handy-Fotos minutenlang oder noch länger überprüfen, ob Bälle neben oder doch auf der Linie sein könnten, sind 2,5 mm Welten.
Der Tipp meines nicht Tennis spielenden Physikers, dass am Nord- oder Südpol diese Abweichungen nicht aufträten, macht einen etwas sportfremden Eindruck und kann nur wenig überzeugen.
Und noch etwas hat mein Physikerfreund erklärt.
Auf den Kanaren wiegt jeder deutlich mehr als zu Hause. Liegt nicht am Essen. Sondern an der Zentrifugalbeschleunigung. Die Erdanziehung ist am Äquator am größten und nimmt zu den Polen hin deutlich ab. Für uns in Deutschland bedeutet das: Der auf einem Tennisplatz nördlich Stehende hat eine geringere Schwerkraft zu überwinden als der südlich Stehende und ist somit natürlich deutlich beweglicher. Das war übrigens der Grund für die Einführung des Seitenwechsels.
Und noch etwas vom Physiker:
In 13.000 Jahren steht nicht der Polarstern über dem Nordpol, sondern die Wega.
Ich werde kurz vorher auf der Webseite ausführlich über die Auswirkungen auf das Senioren-Tennis berichten.
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