Ich liebe Dich Ungeheuer

Nicht nur unser Sport ist voller englischer Fachausdrücke; Englisch zieht sich faktisch durch unser ganzes Leben. Begriffe wie Brotherstellung und Brathering machen inzwischen auf mich auch schon einen britischen Eindruck. Dabei ist unsere Muttersprache auch ohne fremde Beimischungen schon schwer genug.

Nur durch einen winzigen Fehler bei der Großschreibung eines einzigen Wortes bekam ich neulich mit meiner Schwiegermutter viel Ärger. Ich liebe Dich Ungeheuer, hatte ich auf meine Glückwunschkarte geschrieben.

Wenn ein Hund Menschen auf einem Fahrrad jagt, muss man dann dem Hund das Fahrrad wegnehmen? Handelt es sich bei der Schlagzeile Isländer wollen Wal zertanzen, um eine neue Art der Fischverarbeitung oder wollten sie nur das Tanzbein schwingen, eben Walzer tanzen?

Und erst dieses unscheinbare Komma: Männer sind einfach anders als Frauen oder aber Männer sind einfach, anders als Frauen.

Wir Deutschen sind übrigens Weltmeister im Mülltrennen. Und was sagt der Duden: Müll kann man nicht trennen.

Und so richtig logisch ist in unserer Sprache auch nicht alles:

Wir sagen: Das kann ja heiter werden, wenn es ernst wird; wagen uns in die  Höhle des Löwen, obwohl Löwen nicht in Höhlen wohnen und Hundebesitzer behaupten: Mein Dackel fühlt sich pudelwohl. Zu allem Überfluss erhalten wir nach dem Kauf von Kondomen Treuepunkte an der Kasse. In manchen Büros haben sogar die Sachen im Kühlschrank Namen. Da isst man schon mal eine Banane, die Jennifer heißt. Und wenn Kakao die Frucht einer Pflanze ist, warum trinke ich dann trotzdem keine Tasse Obst?

Ist Nahrungsaufnahme Essen oder ein Foto davon und bedeutet Meinungsaustausch, dass ich mit meiner Meinung zum Chef gehe und mit seiner wieder herauskomme? Und was mich völlig durcheinander bringt: wenn Olivenöl aus Oliven und Rapsöl aus Raps ist, woraus ist dann Babyöl?

Wirklich schade ist, dass manche alten deutschen Begriffe so völlig verschwunden sind, wie  Anstandsdame oder Langmut. Für die Jüngeren: Anstandsdame ist eine ältere Dame, die aufpasst, dass junge Mädchen nicht Dinge machen, die sie selbst gerne gemacht hätte, wenn sie nicht als junges Mädchen eine Anstandsdame gehabt hätte und Langmut ist die Veranlagung, Kränkungen mit sanfter Geduld zu ertragen, während man einen Racheplan ausbrütet.

Zu etwas anderem:

Wer hat eigentlich die Bezeichnungen für manche Körperteile erfunden?

Einige sind relativ sinnfrei nach Sportarten benannt – Tennisarm, Golfer-Ellenbogen, Wanderniere, Wanderleber, Skidaumen, Segelohren, Reiterhosen oder Golfballphänomen -, andere haben mit den von ihnen auszuübenden Tätigkeiten aber auch gar nichts zu tun: die Nase läuft, die Füße riechen, die Augen essen mit, können aber nicht lügen. Das Mundwerk arbeitet und geredet wird mit den Händen. Weisheitzähne sind nicht Hort derselben und die Vorsteherdrüse, statt vorzustehen, liegt rum wie eine vom Baum gefallene Kastanie. Reißt man sich am Bein Haare aus, tränen die Augen. Dafür ist das Schienbein unser nützlichstes Organ, um im Dunkeln scharfkantige Gegenstände zu finden. Zum Glück macht wenigstens der Schließmuskel genau das, was er soll und sein Name sagt.

Andererseits: ist es nicht deprimierend für die drei mittleren Zehen, dass sie überhaupt keine Namen haben?

Zurück zur Diskussion: Englisch oder Deutsch?

Laut Wettspielordnung des Deutschen Tennisbundes  (§ 58) sind auf dem Pulli 26 Quadratzentimeter Werbung erlaubt. Das deutsche Wort für Pulli (pull over) ist Überzieher. Gut, dass der DTB  den englischen Begriff verwendet. Deutsch hätte hier schnell zu Missverständnissen führen können.  Auf dem Überzieher sind 26 Quadratzentimeter Werbung erlaubt. Ich möchte weder den Kommentar des Ehrlichen „Passt bei mir nicht drauf“ noch den des Aufschneiders „Noch jede Menge Platz“ hören.

Und in jeder Turnier-Ausschreibung klingt doch Qualifikation deutlich besser als Ausscheidungswettkampf, oder?

Manchmal sind im Sport die englischen Begriffe wirklich sinnvoller.

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