100 Jahre TC Blau-Weiß 23 Ahlen

von Marion Bussmann und Winfried Weidlich

Foto: TC BW 23 Ahlen

Historie

Tennis in Ahlen begann im Spiel- und Sportverein Ahlen 05-SSA 05. Aus der selbständigen Tennisabteilung dieses Vereins, dem die Tennisspieler fast 20 Jahre angeschlossen waren, ging der heutige TC Blau Weiß 23 Ahlen hervor. Mitglieder der gesamten Ahlener Bürgerschaft waren hier vertreten und man nutzte gemeinsam mit dem Ahlener Tennisclub die Anlage am damaligen Theresienhof in Ahlen.

Als im Frühjahr 1923 der Platz mit einer Zementdecke zu erwerben war, ergriffen die Fabrikanten Josef Renner und Franz Richter, Geschäftsführer Jean Berres, Druckereibesitzer Emil Schultz, Architekt Ewald Vieten und die Zechenbeamten Karl Schröder und Fritz  Schäfer die Gelegenheit und kauften zum Preis von 300 Reichsmark die Anlage, mit dem Ziel der Gründung eines eigenen Vereins. Schon ein Jahr später wurde die Platzanlage völlig umgestaltet, die Zementdecke wurde abgetragen und es wurden mit großem persönlichem und finanziellem Einsatz einzelner Mitglieder zwei passable Ascheplätze erstellt.


Josef Renner und Karl Schröder nach der Fertigstellung des Platzes im Gründungsjahr 1923.  

1926 wurden erstmals die Spielflächen von einer Spezialfirma erstellt, 1936 erfolgte die nächste Renovierung und nach dem Krieg musste der Platz, der zum Teil als Holzlager gedient hatte wieder neu hergerichtet werden.

Pfingsten 1947 startete dann das erste Clubturnier. Doch nach dem Krieg drängten die meisten Mitglieder auf Selbständigkeit.

Nach langen Verhandlungen mit dem Hauptverein SSV Westfalia wurde die Tennisabteilung am 01.01.1951 in einen selbständigen Club mit der Bezeichnung Tennisclub Westfalia umgewandelt. Er übernahm als alleiniger Nachfolger der bisherigen Tennisabteilung die Tradition und Aufgaben des ehemaligen SSA 05 und dem nachfolgenden SSV Westfalia. Als Gründungsjahr blieb aber 1923 bestehen; man führte die Farben Blau und Weiß. Da das Interesse immer größer wurde, besonders bei der Jugend, begann der damalige Vorstand um Werner Kammerzell schon 1952 mit Planungen, an anderer Stelle die Sportanlage zu vergrößern. Die Jugend war damals die größte Abteilung, ausgelöst dadurch, dass die Jugendlichen des Nordenstadtteils zunächst als Zuschauer interessiert die Tennisspiele der Erwachsenen verfolgten. Als Balljungen probierten sie  mit abgespielten Bällen und Speckbrettern es den Erwachsenen nachzutun, da sie bzw. ihre Eltern die finanziellen Mittel für eine Ausrüstung nicht hatten. Der sportliche Geist siegte jedoch über das zunächst vorhandene Statusdenken und Josef Renner, Werner Kammerzell, Josef Brüggemann und andere haben die Aufnahme dieser Talente wie Gerd Engler oder Jonny Kemper in den Club durchgesetzt. Die Pläne zur Vergrößerung der Anlage scheiterten jedoch alle aus finanziellen Gründen.

Die Turniermannschaft 1948 : Hans Kohlmann, Anneliese Zinke, Fritz Tovar, Jonny Kemper, Käthe Wiegard, Pail Berres, Anneliese Kemper, Heinz Wältermann, Elisabeth Dahm, Werner Linnemann und Paul Weber


 Im Jahre 1953 zum 30jährigen Bestehen fassten die Mitglieder auf der Jahreshauptversammlung den Beschluss, den Verein in Tennisclub Blau Weiß 23 e.V. umzubenennen.  
Im Herbst 1961 gingen die Überlegungen zur Vergrößerung weiter und 1964 wurde die Standortfrage mit dem heutigen Standort an der Langst gelöst. Die Stadt Ahlen verpachtete mit Vertrag vom 11. September 1964 dem Verein ein Flurstück von 12.000 Quadratmetern zur Errichtung einer Tennissportanlage. Ein Jahr später war Baubeginn und wieder zeigten alle Blau-Weißen größten Einsatz. Neben den fünf Tennisplätzen entstand auch ein Clubheim. Ein Großbrand vernichtete das fast fertige Haus in der Nacht vom 07. auf den 8. August 1966. Wieder packten alle Mitglieder an und schafften es, das Clubheim wieder aufzubauen. So konnte am 01. April 1968 dann die offizielle Einweihung und Übergabe erfolgen.

li.:Werner Kammerzell führte den Verein von 1951 bis 1970
re.: Wiederaufbau des Clubheims nach einem Brand 1966


12 Jahre später, am 15.3.1980 wurde vom damaligen Vorsitzenden Heinrich Aretz und Bürgermeister Herbert Faust die vereinseigene Zwei-Feld-Tennishalle eingeweiht, die alle Mitglieder lange Zeit herbeigesehnt hatten, um wetterunabhängig zu sein und auch im Winter ihren Sport ausüben zu können.

Der Vorstand 1980

Im Jahr 1982 fand erstmalig das Mixed-Turnier um den Renner-Kammerzell-Pokal statt. Dieser wurde benannt nach den Vereinsgründern und langjährigen Vorsitzenden Josef Renner und Werner Kammerzell und Teilnehmer aus ganz NRW kamen jedes Jahr im September, um den Pokal auszuspielen.

Es folgten viele Jahre, in denen der Tennissport boomte und die Mitgliederzahlen stetig stiegen. Boris Becker und Steffi Graf machten  den Sport populär und sorgten dafür, dass Tennis zum Volkssport wurde. Nach deren Rücktritt im Jahr 1999 gab es in Deutschland eine Lücke im Spitzentennis; vielversprechende Talente wie Thommy Haas oder Nicolas Kiefer konnten nicht an die Erfolge von Graf und Becker anknüpfen. Diese Entwicklung und auch gesellschaftliche Veränderungen wie z.B. die Berufstätigkeit beider Elternteile, der schulische Ganztag und natürliche auch finanzielle Aspekte machen es zunehmend schwieriger, neue Mitglieder zu aquirieren. Dies stellte für Vorstände des TC Blau Weiß 23 in den letzten 25 Jahren immer wieder eine besondere Herausforderung dar.

Im Jahr 2009 gewann Jan-Lennard Struff auf der Anlage die Blau-Weiß Ahlen Open



Heute umfasst die Anlage insgesamt acht Ascheplätze, zwei Kleinfeldplätze, einen Kunstrasenplatz und eine Tennishalle mit zwei Plätzen. Natürlich wurde hierzu von allen Vorständen in den vergangenen 100 Jahren immer wieder viel Zeit und Geld investiert.

In den Jahren 2020 bis 2022 wurden die ersten vier Ascheplätze grundsaniert, die Flutlichtanlage außen sowie die Hallenbeleuchtung innen auf LED umgestellt und der Umkleidetrakt sowie das Dach des Clubheims komplett erneuert. Diese Infrastruktur überzeugte auch den Westfälischen Tennisverband, erstmalig in 2023 die Westfälischen Tennismeisterschaften auf der Anlage des TC Blau Weiß 23 auszurichten, so dass in der Woche vom 05. bis 11. Juni 2023 Spitzentennis in Ahlen an der Langst zu sehen war.

Westfälische Meisterschaften auf der Anlage des TC BW 23 Ahlen im Juni 2023
Fotos: Inge Stegnjajic

Im Jubiläumsjahr nimmt der Verein ansonsten mit fünf Jugend- und zehn Erwachsenen-Mannschaften am Spielbetrieb des Bezirkes Ruhr-Lippe teil. Von den rund 300 Mitgliedern spielen aktuell 46 Kinder und 128 Erwachsene gegen andere Mannschaften von der Kreisklasse bis zur Bezirksliga. Der erste Aufstieg des Mixed-Teams 40 in die Ruhr-Lippe-Liga kann bereits vor Saisonende gefeiert werden.

Am großen Jubiläumswochenende im August finden die 2.  Ace Force Open vom 10.-13.08.23 (ein Doppel-Turnier für Damen und Herren sowie Mixed) für alle Mitglieder, Ehemaligen oder auch jeden Interessierten auf der Tennisanlage an der Langst statt.

Der Jahrhundert-Vorstand freut sich auf regen Besuch.

Bilder aus einem Jahrhundert
Fotos: TC BW 23 Ahlen